Regionen designen – Gremien kooperieren lassen

Ich muss zugeben, dass ich von dem, was ich hier entdeckt und ausprobiert habe, begeistert bin. Das trübt natürlich meine Einschätzungen ein ganz klein wenig… aber: Wenn man regionale Probleme bearbeitet, dann läuft das doch wie folgt ab: In einer Arbeitsgruppe meldet sich eine Person zu Wort und stellt das Problem dar. Eine andere Person reagiert auf ein Detail und vertieft das. Wieder eine andere Person reagiert wieder auf ein Detail. Es wird immer detaillierter und das Große und Ganze ertrinkt im Meer des zu viel. Außerdem bleiben einige immer ruhig und die Bereitschaft etwas zu ändern ist gering. Das ergibt eine Regionalentwicklung als Bestandswahrung.

Aufgrund dieser Erfahrungen bin ich dazu übergegangen, Regionen bzw. regionale Organisation zu „designen“. Hier geht es nicht um juristische Regelungen und Kooperationsverträge, sondern um konkrete Arbeits- und Organisationsabläufe vor Ort und in der Region. So ziemlich jedes Problem lässt sich so lösen und wir haben das inzwischen mehrfach ausprobiert: Wir „designen“ Abläufe und Prozesse.

Zurück geht das Ganze auf Tom Wujec. Sein Slogan: „Du hast ein verzwicktes Problem? Denk darüber nach, wie die Toast machst!“ So preist er seine Design-Methode an, die den Namen trägt: „How to make toast“.

http://www.drawtoast.com

Natürlich lässt man sich die Methode am besten vom Erfinder selbst erklären. Es gibt gute deutsche Untertitel!!

Hier die kurze Zusammenfassung: In dem man Fragen, Aufgaben, Prozesse aufmalt, bekommt man ein Bild. Das Große und Ganze gerät so nicht mehr aus dem Blick. Weil jeder seine Perspektive zu Papier bringt, bekommt man die Expertise aller. Man muss nicht viel reden, darf sich nicht schämen für seine Zeichenkünste! Bisher wurde noch jeder komische Stricht als das erkannt, was er sein soll. Wenn nun jeder seine Sicht der Dinge auf mehrere Zettel bringt und als Mindmap, Prozessablauf etc. vor sich hinlegt, kann jeder so seine Sicht der Dinge erzählen. Danach kann man ein großes und gemeinsames Modell bauen bzw. die Dinge clustern/kategorisieren. So entsteht ein reiches Bild (entweder mehrere Moderationswände nutzen oder mit Krepp an die Wand kleben…).

Die Vorteile:

  • Alle sind beteiligt und bringen ihre Expertise ein.
  • Es entsteht ein großes, gemeinsames Bild der Lage (man teilt nun ein gemeinsames „mentales Modell“ und das fördert das gegenseitige Verständnis!)
  • Insofern man Papier einfach von hier nach da schieben oder clustern kann und so Neues und Sinnvolles entdeckt, wird so auch gleichzeitig die Veränderungsgebereitschaft der Teilnehmer gefördert. Wer mit „designed“ hält nicht unbedingt am Althergebrachten fest, wenn es konkret, erreichbar und sinnvoll ist.
  • Details bleiben Details.
  • Vorlieben Einzelner können integriert werden, dominieren aber nicht den Prozess.
  • … vielleicht entdeckst Du noch mehr Vorteile, mir haben die genannten schon gereicht 😉

Vor Ort haben wir angefangen, unserer Verwaltung neu aufzustellen. Wir haben uns verschiedene Fragen gestellt und dann los designed: Wie läuft eine Bestattung aus Sicht der Verwaltung ab? Unsere Verwaltungsmitarbeiterinnen haben ihr Routinewissen aus drei Gemeinden zusammengetragen und Abläufe gemalt. Dann haben wir gefragt: Was bleibt in Zukunft unbedingt vor Ort, was kann von einem zentralen Büro aus erledigt werden? Wo hilft ein Programm oder eine digitale Ablage? Was brauchen wir in Papier? In zwei bis drei Stunden entsteht ein Plan, der dann umgesetzt werden kann. Wir haben den erstellten Ablauf dann als „Probedienstanweisung“ getestet. Sollte eine Mitarbeiterin in Ruhestand gehen, haben wir ein Dokument, dass die Einarbeitung einer neuen Person erleichtert.

Und ja: Wir hatten einfach richtig Spaß an der Arbeit… und das aus meinem Mund beim Thema Verwaltung!! 😉

Kirchenbrand in Großröhrsdorf… Ein Anlass unser Kirche-Sein neu zu denken!

Am 4. August 2023 brannte die Großröhrsdorfer Kirche vollständig ab. Auch wenn die Metapher nicht ganz passend ist: Die Nachricht über den Kirchenbrand verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Gemeinde musste und muss nun große bürokratische Herausforderungen meistern: Versicherungsfragen, Verkehrssicherungspflicht, Denkmalschutz, Spendenmangement…

Selbst im Angesicht dieser Herausforderungen hat es die Gemeinde in Großröhrsdorf geschafft, einen Prozess aufzulegen, der grundsätzlich und nach vorne fragt: „Wie und warum muss eine Kirche für uns und die Menschen, die nach uns kommen, sein?“ – So Josias Kaiser zur Erläuterung des Perspektivprozesses:

Die Gemeinde Großröhrsdorf hat auch um einen Beitrag meinerseits gebeten. Mir viel die Aufgabe zu, deutlich zu machen, was in Zukunft auch nicht mehr sein wird. Das dem Referenten dafür die Herzen nicht zufliegen ist klar, aber es will ja auch keiner einen Perspektivprozess mit rosaroter Brille…

Gegen Ende des Vortrags habe ich versucht vier Dimensionen zu beschreiben und auch konkret werden zu lassen, die Kirche ausmachen. Es sind Dimensionen, die wir als Kirche immer wieder neu durchbuchstabieren, um heute Kirche zu bleiben. Angelehnt ist das an die vier Begriffe: matyria, leiturgia, koinonia und diakonia… nur eben in bestimmter Ausformung auf den Kontext hin gedacht.

Insofern das grundsätzliche Nachdenken über Kirche immer hilft, das aktuelle Tagesgeschäft zu gestalten und nicht den Kurs zu verlieren, stelle ich den Vortrag hier zur Verfügung und hoffe, dass er der ein oder anderen Idee für die eigene Situation vor Ort auf die Beine hilft:

Regiolokal: Neue Schläuche für neuen Wein!

Anstelle eines Videos möchte ich das nächste Thema auf andere Art zur Verfügung stellen. Da atmet das ganze auch gleich den Geist der „regiolokalen Kooperation“ ;-).

Video Nr. 1 hat sich mit missionstheologischen Grundlegungen beschäftigt. Video Nr. 2 hat die momentane Organisation unserer Landeskirchen erläutert. Hier ging es um die wichtigsten Pfeiler im System einer „Volkskirche“: Kirchenmitglieder, Pfarramt, Gebäude, Kasualien und die Entwicklung der Parochie. Die Schwierigkeiten sind sehr deutlich geworden.

Ich habe letztens auf einem Symposium vortragen dürfen. Neben mir waren im Panel für das Thema „Kirche im ländlichen Raum“ eine Forscherin aus Dänemark und ein Forscher aus Estland. De facto haben wir drei die gleiche Geschichte erzählt: Kirche baut zurück, zieht sich zurück, kennt beben sozialen Projekten so ziemlich nur ein Mittel, um den Wandel zu begegnen: Zentralisierung als Rückbau. Die Wissenschaftler im Raum, deren Forschungsgebiet nichts mit Kirche und Theologie zu tun hatte, fragten hier schon mit gewisser Eindringlichkeit nach: Es könne doch nicht sein, dass drei Kirchen in Europa nur zurückbauen und kaum darüber nachdenken, wie die Kirche im 21. Jahrhundert weiterbestehen kann. Es sei doch offensichtlich, dass Änderungen im Rahmen zu kurz griffen. Wir sollten doch eher über die Veränderung des Rahmens nachdenken.

Das stimmt nachdenklich, wenn Volkswirte, Gesundheits- und Versorgungswissenschaftler sowie Politikwissenschaftler so deutlich anmerken, dass die Zentralsierungs- und Rückbaugeschichte, die offensichtlich in mehreren europäischen Ländern erzählt wird, nicht hinnehmbar sein sollte.

Zwei Dinge sind an dieser Stelle wichtig: Zum einen meine ich, dass die Dynamiken des Wandels verstanden sein müssen. Auch wenn das nicht erbaulich ist: Ohne die Erkenntnis warum es mit der Organisationsform „Volkskirche“ so nicht gut weitergehen kann, neigt man wahrscheinlich eher dazu, mehr vom gleichen zu produzieren. Es werden dann Konzepte aufgelegt, die am Ende des Tages doch die Logik des Systems atmen und für die Organisation „passend“ gemacht werden. Ich denke, dass man wissen muss, was man hinter sich lässt, um Neues und Anderes erkennen und begutachten zu können.

Zum andere sollte klar sein: Ich darf nicht bei den Analysen stehen bleiben. Es gibt da nicht viel schön zu reden, gerade wenn man in den ländlichen Bereich schaut. Kirchenmitgliedschaft schmilzt dahin und die generationale Weitergabe des Glaubens geschieht nur sehr eingeschränkt. Wie gesagt: Hier darf man nicht stehen bleiben. Die Frage ist doch, wie kann der Glaube an Jesus Christus heute gelebt werden? Was brauchen wir dafür? Wie können wir als „Sara-Kirche“ die Geburt von jungen „Isaak-Kirchen“ unterstützen?

Die Metapher von Paul Michael Zulehner ist vielleicht gar nicht so schlecht. Ich würde sagen: Die DNA, das Innere, sorgt für Wiedererkennungseffekte. Die Gestalt, die Form wird anders sein. Mir geht oft die Frage durch den Kopf: Wie kann eine lutherische Minderheitenkirche in einer säkularen Diaspora Gestalt gewinnen? Kann sie klein und doch vital sein? Was braucht es dafür? Was braucht es unbedingt? Was kann sich auch verändern?

Wer diesen Gedankengang bis hierher mitgegangen ist, wird sehen: Wir brauchen neue Schläuche für neuen Wein. Wir brauchen eine neue Organisationsform. Es ist leider gar nicht so leicht, hier den Unterschied zwischen Alten und Neuem zu benennen. Wenn Dinge zu neu und zu anders sind, macht niemand mit. Und überlastende Mitarbeitende wischen auch schnell alles vom Tisch: „Haben wir schon immer so gemacht“. In Diskursen dieser Art verschwimmt der Unterschied von Regiolokaler Kirchenentwicklung und Regionalisierung schnell. Es braucht Zeit, um sich in die Sache hineinzudenken. Es braucht Zeit, um die Unterschiede zu erfassen und dann auch gestalten zu können.

Eine Frage in der Regiolokalen Kirchenentwicklung ist bspw.: Wie kann die Region zur geistlichen Heimat lokaler geistlicher Heimaten werden? Ist damit nur ein guter Gottesdienstplan gemeint, bei dem eine Pfarrerin vier Gottesdienste am Wochenende schafft? Oder schaffen wir es, die Frage anders zu stellen: Was braucht es, damit eine geistliche Heimat entsteht? Wie kann man vor Ort Kirche sein? Wie kann das mit geringeren Mittel und trotzdem guter theologischer Qualität organisiert werden?

Regiolokale Kirchenentwicklung hat im Kern den Fokus Gemeinden neu zu gründen und aufzubauen. Diese Gemeinden können in ihrem Profil und in ihrem Rhythmus höchst unterschiedlich sein.

Aktuelles Material zur Regiolokalen Kirchenentwicklung findet sich hier:

https://www.mi-di.de/themen/regiolokale-kirchenentwicklung

Video 2 | Kirche im UmBRUCH

Dies ist das zweite Video zum Thema „Regiolokale Kirchenentwicklung“. Dieses Video versucht nun denen zu helfen, die merken, dass wir in schwierigen Zeiten leben. Es geht darum, die Sachverhalte und Dynamiken zu verstehen und sich nicht den Mut nehmen zu lassen.

Deswegen analysiere ich unsere gegenwärtige kirchliche Organisation. Es wird danach gefragt, wie die Kirche als Organisation gedacht ist. Dann werden die momentanen Trends und Dynamiken dargestellt, die für die Funktionsweise unserer Landeskirchen wichtig sind. Das Ergebnis ist ernüchternd. Mit Paul-Michael Zulehner, einem katholischen Pastoraltheologen und langjährig erfahrenen Forscher auf diesem Gebiet, spreche ich von unserer Kirche als „Sara-Kirche“. Um die Nachkommenschaft ist es schlecht bestellt. In dieser Hinsicht sind altbekannte – uns quasi zur „Natur“ gewordene – Mechanismen außer Kraft gesetzt. Menschen brauchen heute andere und weitere Wege, um ein Glaubensleben zu entdecken oder zu vertiefen. Trotzdem liegt auf unserer „Sara-Kirche“ eine große Verheißung. Es wird weitergehen, auch wenn es dann ganz anders aussieht als früher. Dieses Bild soll helfen, eine herausfordernde Realität anzunehmen und Mut machen, auf die Verheißungen des Herrn der Kirche zu bauen. Die Verheißungen wurden vor allem im Video 1 zur „missio dei“ dargelegt.

Die Videos sind gedacht für Kirchenvorstände und Konvente. Sie funktionieren wahrscheinlich am besten, wenn man die Vorträge bzw. Videos alleine anschaut und dann gemeinsam im Kirchenvorstand oder Konvent diskutiert. Dann nutzt man die gemeinsame Zeit so effizient wie möglich. Es ist wichtig, dass immer wieder gefragt wird: Wie ist das bei uns? Welche Zusammenhänge verstehen wir nun besser? In diesem Sinne sind die Videos „Arbeitsmaterial“ und nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie sollen helfen die Situation unserer Kirche etwas besser zu verstehen. Darauf aufbauend können dann gemeinsame Strategien entwickelt werden. Das ist die genuine Aufgabe der lokalen Leitungsgremien: Entscheiden, was zu tun und zu lassen ist. Solchen Leitungsentscheidungen wollen die Videos dienen.

Vorausgesetzt ist das Konzept der „Regiolokalen Kirchenentwicklung“. Dieses Konzept ist als kleine Broschüre von Michael Herbst, Hans-Hermann Pompe, Daniel Hörsch und mir erarbeitet worden. Das Lesen der Broschüre ergänzt also meine Ausführungen. Die Broschüre kann man kostenfrei downloaden:

https://www.mi-di.de/materialien/regiolokale-kirchenentwicklung

Hier nun das Video:

Religionsgemeinschaften und ländliche Räume

Wenn man jenseits der beide großen christlichen Konfessionen in Deutschland nach religiösem Leben auf dem Land sucht, dann ist das Ergebnis so dünn, wie der ländliche Raum teilweise besiedelt ist. Wie die Situation derzeit aussieht und welche Veränderungen sich ergeben, haben Uwe Hein, Michael Herbst und ich für die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zusammen getragen. Der Artikel ist Teil eines ganzen Paketes zum Thema Daseinsvorsorge in den ländlichen Räumen. Autorinnen und Autoren sind Engagierte aus dem Greifswalder Forschungskonsortium Think Rural! Wer über ländliche Räume allgemeinverständlich etwas erfahren will, findet bei der bpb also einen zugänglichen und wissenschaftlichen Fundus an Infos und Wissen über Entwicklungsdynamiken.

Hier der Link zu unserem Artikel:

https://www.bpb.de/themen/stadt-land/laendliche-raeume/335931/religionsgemeinschaften-in-laendlichen-raeumen/

Video 1 | Beginne mit dem Warum

Simon Sinek wurde bekannt durch einen Ted-Talk. Wobei: Bekannt ist untertrieben. Es ist der am meisten gesehene TedX-Talk! Das will schon etwas heißen. Die Plattform Ted hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu inspirieren und hält Konferenzen ab, um gute Ideen zu verbreiten. Mit Simon Sineks „Beginne mit dem Warum“ (Start With Why) können offenbar viele Menschen etwas anfangen. Ich würde sagen: zurecht.

Simon Sinek erläutert, warum es lähmt, wenn man sich ständig mit dem „Wie können wir etwas tun?“ und „Was können wir tun?“ beschäftigt. Für uns als Kirche meint die Beschäftigung mit „Was“ und „Wie“ in der Regel die Beschäftigung mit den eigenen Strukturen. Das ist nötig — aber ganz sicher nicht das Erste, was es zu tun gibt. Wer sich zuerst um das „Was“ und „Wie“ kümmert, bleibt eigenartigerweise rückwärts gewandt. Man muss nicht Simon Sinek folgen, wie es erst jüngst ein interessanter Beitrag auf der Fresh X-Netzwerkseite getan hat… (https://freshexpressions.de/simon-sinek-auftrag-der-kirche-ist-nicht-kirchenbaenke-zu-fuellen/)

Ich möchte hier viel lieber die Erfahrungen aus rund zehn Jahren EKD-Zentrum für Mission in der Region aufrufen: Alle Regionalentwicklungsprozesse, die bei der Struktur angesetzt haben, führten vermehrt zu kommunikativen und strukturellen Problemen samt der üblichen Konflikte. Wer hingegen über den kirchlichen Tellerrand geschaut hat, missionarisch geplant und gedacht hat sowie sich Zeit genommen hat, um gemeinsam theologische Fragen zu klären, kam trotz des langsameren Starts dann schneller voran. Das ist nicht so einfach, wenn man eben Mal eine neue Strukturmaßnahme umsetzen muss. Es ist sogar richtig hart, am Anfang zu bremsen und sich Zeit für Spinnrunden und missionarische Streifzüge in der Region zu nehmen. Wer aber aus den Erfahrungen des Zentrums für Mission in der Region klug werden will, der wird mit allen redlichen Mitteln versuchen, dafür Raum und Zeit zu schaffen.

Das erste Video will dabei helfen. Es geht um Theologie — es geht um die missio dei, die Sendung Gottes. Sie ist der Grund, warum es die Kirche gibt. Von ihr her schließt sich der Fokus und die Weite auf, um fröhlich Kirche bleiben zu können. Deswegen lade ich Euch ein, beim ersten Video zu verweilen und über Gott und seine Kirche nachzudenken. Es lohnt sich.

Hörbeiträge

Alles was man zwei Mal in der Kirche macht, wird zu Tradition. Etwas überrascht war ich, als kurz aufeinander unterschiedliche Radiomoderatorinnen auf mich zukamen und fragten, ob sie mich zum Thema Kirche und Pfarramt auf dem Land interviewen dürften. Ich fand es spannend und habe „ja“ gesagt. Aufgeregt war ich trotzdem bis zum Umfallen, auch wenn es jetzt zur Tradition gehört im Radio zu sprechen…

Das erste Interview lief im SWR und hatte das Thema Gesundheit und Arbeit. Dazu durfte ich fünf Jahre unter Pfarrerinnen und Pfarrern forschen. Es ist auch ein Buch dazu entstanden: Stadt, Land, Frust?

https://www.eva-leipzig.de/product_info.php?info=p4817_Stadt–Land–Frust-.html

Das Buch ist leider nicht mehr verfügbar, da die erste Auflage ziemlich schnell vergriffen war. Nebenbei bemerkt: Es gibt jetzt ein weiteres Buch mit dem gleichen Titel… da hat jemand einfach unseren Titel genommen. Das ist nicht ganz nett und mit dem Inhalt des zweiten Buches habe ich nichts zu tun. Aber zurück zum Thema: Es ist gar nicht so leicht, all das im Radio auf dem Punkt zu bringen, was man sonst auf mehreren Seiten oder ausführlichen Vorträgen entfalten darf. Ich denke: Man kann oft den einen Sachverhalt nicht sagen, ohne den nächsten mitzudenken… sonst wird es schief. Es ist schon ein Ringen, Dinge mal auf den Punkt zu bringen ohne, dass es platt wird. Ich bezweifle, dass mir das gelingt. Das SWR-Interview ist nicht mehr online… dafür aber das auf Deutschlandradio Kultur. Dort hat mich Moderatorin Kirsten Dietrich ca. 20 Minuten zum Thema Kirche auf dem Land interviewt und auch nach der Freude am Pfarrberuf gefragt. Ich sage es hier mal kurz: Es gibt Probleme, die benannt werden müssen und trotzdem ist die Lage nicht hoffnungslos. Es gibt einfach viel zu tun. Aber das kann man dann hier nachlesen bzw. nach hören:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/dorfpfarrer-benjamin-stahl-zukunft-kirche-100.html

Was Dich hier erwartet…

Ich lese sehr gerne. Ich lese auch viel… aber es ist auch sehr schön, einfach mal zuhören zu können und evtl. ein bisschen was zu sehen. Darum kommt hier demnächst ein Videoprojekt.

Geplant ist eine Serie zum Thema „Kirche im Umbruch“. Es werden 4 Videos a 30 min kommen:

  • „Warum“ – Jeder gute Anfang startet hier: Beim Warum! 😉
  • Eine in die Jahre gekommene Kirche – Analysen zur Sächs. Landeskirche
  • Ja’s und Nein’s: Was trägt in Zukunft?
  • Von der Idee zur Praxis: Gemeinsam eine Region gestalten

Die Videos kommen nacheinander und ich hoffe, dass sie sie in regelmäßigen Abständen bringen kann…

Willkommen!

Schön das Du hier vorbeischaust. Das ist ein Blog zum Thema: Umbruch in den Landeskirchen. Das ist ein Thema, das vielen Leuten schwer fällt. Es ist auch schwierig, ich – Benjamin, Pfarrer in der Sächs. Landeskirche – stecke ja auch mittendrin… Gerade weil der Umbruch einem das Leben oft schwer macht, schreibe ich hier unter dem Motto: „Nichts ist schwer für den, der leicht ist.“ Das ist ein geistlicher Wahlspruch, der mir hilft, beides zusammenzuhalten: Hoffnung für die Kirche und Freude an meinem Dienst einerseits sowie einen möglichst realistischen Blick auf das, was gerade mit unserer Kirche passiert, andererseits.

Ich schreibe hier allerdings nicht nur als Pfarrer mitten aus dem Geschehen der Regionalisierung und des Strukturrückbaus, sondern ich möchte auch meine Erfahrungen aus Forschung und Praxis der Regionalentwicklung teilen. Ich habe fünf Jahre am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung gearbeitet. Dort war ich zuständig für das Thema: Kirche in ländlichen Räumen. Mein Schwerpunktthema war das Pfarramt in ländlichen Räumen Ostdeutschlands. Außerdem haben ich zum Zentrum für Mission in der Region gehört, das 2019 abgewickelt wurde (es existiert in Teilen weiter: mi-di.de). Dieses Zentrum war dafür da, gute Regionalentwicklungsprozesse anzustoßen, zu begleiten, zu beraten und auszuwerten. Da kommt einiges an Wissen und Erfahrungen zusammen, die nichts nützen, wenn ich sie für mich behalte. Darum dieser Blog… der sich noch im Aufbau befindet ;-).